Transkript anzeigen Abspielen Pausieren

Geschichte des Jugendhofs

Der Jugendhof Vlotho wurde 1946 gegründet und zählt zu den ältesten Bildungsstätten Deutschlands. Seit 1954 gehört der Jugendhof zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und bietet als Teil des LWL-Dezernats Jugend und Schule Fortbildungen für Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe an.

Die Vorgeschichte 1936/37: Wiederaufbau eines Sattelmeierhofs

Kerngebäude des Jugendhofs ist das große Fachwerkhaus. Dieses Gebäude war ursprünglich das Hauptgebäude eines Sattelmeierhofs in Herford.

Nach der Inschrift im Torbalken wurde es 1819 erbaut. Mitte der 1930er-Jahre musste es dort einem Kasernenbau weichen. In den Jahren 1936 und 1937 wurde das Gebäude hier auf dem Amtshausberg in Vlotho wiederaufgebaut, um darin eine Bannführerschule der Hitlerjugend (HJ) einzurichten. Es war zu diesem Zeitpunkt das einzige Gebäude auf diesem Gelände. Im Jahre 1938 nahm die HJ-Bannführerschule „Herzog Widukind“ ihren Betrieb auf.

1946: Gründung des Jugendhofs

Nach dem Zweiten Weltkrieg wählte die britische Militärregierung diesen Ort aus, um demokratische Bildung zu vermitteln und einen Beitrag zur „Entnazifizierung“ zu leisten.

Federführend waren der britische Offizier Nigel Spicer (1925-2004) und der Jugenddezernent des Kreises Herford, Klaus von Bismarck (1912-1997), der spätere Intendant des WDR. Sie gründeten 1946 den Jugendhof Vlotho. Der Jugendhof wurde ein Ort der Offenheit, der Begegnung, des Experimentierens, des Diskutierens und des Lernens für junge Menschen. Neben der politischen Jugendbildung etablierten sich auch Angebote der kulturellen Bildung. 1951 wurde dem steigenden Raumbedarf entsprochen: Das kleine, ursprünglich aus Bielefeld stammende Fachwerkhaus wurde als Teil des Jugendhofs neu aufgebaut.

1954: Der LWL übernimmt die Trägerschaft

Seit 1954 ist der Jugendhof in Trägerschaft des LWL. Während in der Anfangszeit des Jugendhofs Vlotho die direkte Jugendarbeit im Zentrum der Arbeit stand, wurde seit Mitte der 1970er-Jahre die Fort- und Weiterbildung von Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe zum Schwerpunkt des Jugendhofs. Der Jugendhof entwickelte sich zu einer Erwachsenenbildungsstätte. Das Prinzip, etwas gemeinsam zu erfahren und daraus zu lernen, gilt allerdings bis heute unverändert.

1960: Verwaltungsgebäude und Gästehaus

Aufgrund des weiter gestiegenen Raumbedarfs wurde der Gebäudebestand ab 1960 deutlich erweitert. Ein neues Hauptgebäude mit Verwaltungsräumen, Großküche, Speisesaal und Rezeption wurde gebaut. 

Das Gästehaus mit 37 Gästezimmern sowie einem großzügigen Veranstaltungsraum stammt ebenfalls aus dieser Zeit.

Weiterentwicklung des Programms seit Ende der 1970er-Jahre

Die zunehmende Ausrichtung des Programms auf Mitarbeitende der Jugendhilfe und angrenzender Bereiche seit 1977 zog auch eine inhaltliche Weiterentwicklung nach sich.

Aus den unterschiedlichen psychosozialen Konzepten, die Eingang in das Programm gefunden haben, kristallisierten sich mit Beginn des 21. Jahrhunderts einige Schwerpunkte für das Programm des Jugendhofs heraus. Vom Systemischen Arbeiten über die Trauma- und die Erlebnispädagogik bis zur Inklusion, von der kulturellen Bildung über die erzieherischen Hilfen bis zur Kita-Pädagogik: Der Jugendhof war und ist am Puls der Zeit.

2021: Der Jugendhof von oben

2011 wurde die Mehrzweckhalle um einen großzügigen Anbau erweitert.

Gästehaus und Verwaltungsgebäude wurden 2022 umfangreich saniert. Neben einer Brandschutzertüchtigung und Modernisierung wurde auch die Barrierefreiheit erweitert.

Das Bild wurde 2021 zum 75-jährigen Bestehen des Jugendhofs aufgenommen. Neben den Gebäuden kommt auch die naturnahe Lage zur Geltung.

Der Jugendhof heute

Heute ist der Jugendhof Vlotho als Teil des LWL-Dezernats Jugend und Schule eine qualifizierte Bildungsstätte für Fachkräfte der Kinder-und Jugendhilfe. Jährlich begrüßt das Team des Jugendhofs rund 7.500 Fachkräfte und Ehrenamtliche in seinen Veranstaltungen. Sein großes Fachwerkhaus wurde zum Wahrzeichen für die außerschulische Bildung in ganz Westfalen-Lippe.